Türchen Nummer 21

"Und, was wünscht ihr euch so zu Weihnachten?", fragte die Lehrerin der Klasse 5b, Frau G. "Ich will einen ferngesteuerten Hubschrauber!", kam es von Niklas. "Und ich will das neue Polly-Pocket Haus haben!", schrie Celina so laut es ging. Sogar die beiden Zwillinge waren sich sicher, dass es dieses Jahr vielleicht mit dem Hamster-Pärchen klappen könnte. Während dieser Diskussionen saß nur Mika still in seiner Ecke. Als schließlich alle dran waren, nahm Frau G. auch Mika dran. "Und was wünschst du dir, Mika?" Jedoch schüttelte Mika nur seinen Kopf. "Sag ich nicht." "Und warum nicht?", wollte Frau G. nun wissen. "Ist doch klar.", meinte Mika aber nur. "Jetzt machst du mich neugierig, Mika.", grinste die Lehrerin. Mika sah seine Lehrerin an, als müsste er ihr erklären, wie sie atmete. "Wenn ich den Wunsch erzähle, dann geht er nicht in Erfüllung. Das muss ich dem Weihnachtsmann persönlich sagen." Die Klasse brach in lautes Gelächter aus. "Wie willst du das denn machen?!", fragte Marie spöttisch. "Den Weihnachtsmann kann man nicht persönlich treffen!", meinte Tina, die sowieso alles besser wusste. Frau G. klatschte mit der flachen Hand auf den Tisch. Und die Klasse wurde still. "Jeder darf das so sehen, wie er will. Und dass ihr Mika deswegen auslacht, ist nicht fair." Noch einmal versuchte die Lehrerin, Mikas Wunsch zu erfahren. "Also Mika. Möchtest du vielleicht doch sagen, was du dir wünschst?" Mika nahm seinen Collegeblock heraus, riss sich ein Stück ab und schrieb etwas darauf. Danach faltete er den Zettel zusammen und gab ihn Frau G. "Den dürfen sie nicht vor Heilig Abend aufmachen.", sagte er und schon klingelte es. Frau G. konnte den Kindern noch schöne Ferien wünschen, bevor sie alle weg waren. Auch Mika. Sie packte den Zettel kopfschüttelnd in ihre Manteltasche...

Am ersten Weihnachtsfeiertag beschloss Frau G. mit ihrem Ehemann einen Spaziergang zu machen. Der Morgen war grau und nichts erinnerte daran, dass die Weihnachtszeit war. Kurz nachdem Frau G. mit ihrem Mann los gegangen war, fing es langsam an zu schneien. Erst flogen die weißen Flocken zögerlich auf die Erde zu, als hätten sie Angst. Doch schon bald schneite es richtig dicke Flocken und der Boden war weiß bedeckt. Als Frau G. nach Wärme für ihre Hände suchte und diese in ihrer Manteltasche versteckte, bemerkte sie den Zettel von Mika. Sie zog ihn heraus und las ihn ihrem Mann laut vor:
"Liebe Frau G.
Zu Weihnachten habe ich mir gewünscht, dass es schneit.
Ihr Mika."